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Donnerstag, 26. November 2015

Der Stoff aus dem die Kapseln sind

Heute Vormittag stand mal wieder Arzneiformenlehre, kurz AFL auf dem Stundenplan. Nachdem ich mich für  die ersten Themen nicht besonders begeistern konnte - es ging um das Mischen, Waagen und die Bestimmung von Korngrößen - nehmen wir nun die einzelnen Arzneiformen durch.

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Endlich ein Vorlesung mit Praxisbezug. Da nicht mehr all zu viele zu der Vorlesung kommen, setzen wir uns nach Chemie in die ersten drei Reihen und sind eine gemütliche Runde, in der auch gerne mal Fragen gestellt werden und man sich auch traut welche zu stellen, ohne vor dem ganzen Semester als blöd dazustehen.

Heute ging es um die Kapsel. Die Vorlesung ist unter anderem Vorbereitung auf das Praktikum im nächsten Semester, daher geht es primär um die praxisrelevanten Arzneiformen.

Kapseln sind nicht unüblich in der Apotheke. Hergestellt werden sie, also die Kapseln selbst, allerdings größtenteils nicht in den Apotheken, sondern sie werden als leere Hüllen vom Großhändler abgenommen. 

Befüllt werden sie dann individuell in der Apotheke auf Rezept mit Wirkstoffen und Füllstoffen. Das Arzneibuch definiert die Kapseln als feste Arzneiform mit einer harten oder weichen Hülle von unterschiedlicher Form und Größe. Kapseln werden meistens peroral, also über den Mund, eingenommen werden. Aber auch eine rektale und vaginale Verabreichung ist möglich.

Viele Menschen haben Probleme damit, Kapseln zu schlucken. Schluckt man eine Tablette, so nimmt man üblicherweise einen Schluck Wasser und legt den Kopf in den Nacken. Da die Tablette schwer ist, bewegt sie sich so schon Richtung Speiseröhre und man muss nur noch schlucken. 
Viele versuchen diese Technik auch beim Kapselschlucken anzuwenden. Das funktioniert hier aber nicht. Die Kapsel ist sehr leicht, je nach der Größe der Kapsel wiegt sie zwischen 41 - 158 mg plus Gewicht der Befüllung. Das heißt die Kapsel schwimmt auf dem sich im Mund befindlichen Wasser. Neigt man den Kopf nun nach unten, so bewegt sich die Kapsel nach vorne und nicht nach hinten zur Speiseröhre. Beim Schlucken einer Kapsel muss also die Gegenstrategie angewendet werden: Am besten neigt man den Kopf nach vorn, zieht also das Kinn zur Brust und schluckt dann. Eigentlich ist es also auch angenehmer, eine Kapsel zu schlucken. 
Eigentlich ist es ganz logisch, aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, was auch daran liegen könnte, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, jemals eine Kapsel genommen zu haben. Ich fand es also ziemlich genial.

Aber weiter im Text. Es gibt Hart- und Weichkapseln. Der Unterschied liegt daran, dass in Weichkapseln Weichmacher enthalten sind. Macht Sinn. Außerdem haben sie einen geringeren Wasseranteil und sind feuchteempfindlicher.


Kapseln werden oft verwendet, wenn es keine Fertigarzneimittel mit den entsprechenden Mengen als Wirkstoff auf dem Markt gibt. Wenn Kinder zum Beispiel an Krankheiten oder Symptomen leiden, die eher typisch für Erwachsene sind, werden diese mit dem gleichen Wirkstoff behandelt aber in einer geringeren Dosis. Eine auf dem Markt erhältliche Tablette zu halbieren ist gängige Praxis, aber eine Tablette zu vierteln ist schon schwieriger und wird eher nicht gemacht. Stattdessen werden dann Kapseln in der Apotheke selbst hergestellt.  

Woraus bestehen diese Kapseln aber jetzt eigentlich?
Der Grundstoff ist hauptsächlich Gelantine, ein Polypeptid, dass aus Knochen und Haut von Schweinen oder Rindern hergestellt wird. Für Vegetarier gibt es dann noch "VegiCaps", die aus Carragenan hergestellt werden. Diese Kapseln sind aber eher selten. 
Die Gelantine ist das Hüllmaterial. 
Bei Weichkapseln werden dann noch Weichmacher wie Sorbitol oder Glycerol beigesetzt, die praktischerweise auch Süßungsmittel sind und somit der Kapsel Geschmack verleihen, zusammen anderen Süßungs- und Aromastoffen die mehr oder weniger oft beigesetzt werden. Häufig wird als Aromastoffe Vanillin zugesetzt. 
Weitere Bestandteile sind Konservierungsstoffe, oberflächenaktive Stoffe, die die Benetzung verbessern und Pigmente und Farbstoffe. Die Farben dienen der optischen Erkennung, so können z.B. unterschiedliche Gehälter oder unterschiedliche Wirkstoffe auf den ersten Blick sichtbar gemacht werden, dies wirkt Verwechslungen und damit verbundene Vergiftungen entgegen. Außerdem können deckende Pigmente ein Lichtschutz sein und den Wirkstoff im Inneren vor UV-Licht schützen. 

Anschließend ging es um die Gelantineherstellung, die Details will ich euch ersparen, denn das ist nicht wirklich interessant. Nächste Woche geht es um das Befüllen der Kapseln, wird es interessant, werdet es ihr hier lesen.

Befüllung von Kapseln auf der Ideenexpo 2012