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Donnerstag, 29. Januar 2015

Der Stoff, aus dem LSD gemacht ist

Systematik, Klappe die Zweite. In der ersten Hälfte des ersten Semesters haben wir uns in der Vorlesungen von Prof. Dr. Zidorn mit den Bakterien und Viren beschäftigt, nun sollte es unter Prof. Dr. Classen mit den Pilzen, Moosen, Farnen und Algen weiter gehen.

Die Pilze sind ein eigenständiges Reich und sind somit weder Tiere noch Pflanzen. Auch wenn man sofort an den klassischen Speisepilz denkt, gehören dem Reich auch Schimmelpilze und die Backhefe als einzelliger Pilz an. Aufgrund der Vielfalt und großen Anzahl der Pilzarten, die immer noch nicht gesichert ist - schätzt man, dass es zwischen 100.000 und 5 Millionen Arten geben könnte.
Eingeteilt werden diese in fünf Klassen: Die Schleimpilze, Chytridiomycetes (Niedere Pilze), Schlauchpilze, Ständerpilze und Zygosporenpilze.

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Gelbe Lohblüte, Schleimpilz, Fulgio septica
Der Fruchtkörper der Gelben Lohblüte hat nur etwa einen Durchmesser von 2-20 Millimetern, der Pilze, mit dem wir uns nun etwas genauer beschäftigen, ist etwas größer:

Der Claviceps pupurea kann eine Länge von mehreren Millimetern bis zu 6 Zentimeter haben. Es ist ein zu den Schlauchpilzen gehörender Pilz, der Getreide und Gräser parasitenartig befällt. Besser bekannt ist er als Mutterkorn, wobei dies eigentlich nur die Überdauerungsform des eigentlichen Pilzes ist. Diese Dauerkörper formen sich erst sechs bis acht Wochen nach der Sekundärbefruchtung. Für Menschen wird der Pilz bzw. das Mutterkorn dann zur Gefahr, wenn er Nahrungsgetreide befällt. Er breitet sich über Sporen aus und wird durch den Wind auch weite Strecken getragen. Die im Mutterkorn enthaltene Alkaloide sind giftig.

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Bei einer Vergiftung, die meist oral passiert, treten Darmkrämpfe, Halluzinationen und Durchblutunsstörungen auf, wodurch Finger und Zehen absterben können. Bei größeren aufgenommenen Mengen könnten auch noch Atemlähmungen und Kreislaufversagen auftreten.
Außerdem regt Mutterkorn die Wehnen an, weshalb es früher als Schwangerschaftsabbruchsmittel verwendet wurde. Heute wird es aufgrund der Intoxikationsgefahr nicht mehr verwendet,
dafür wird aus dem Pilz Lysergsäure synthetisiert. Diese tetracyclische β-Aminosäure hat die Summenformel C16H16N2O2 und kommt nicht nur im Claviceps purpurea sondern auch in Ololiuqui und Trichterwinden vor.
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Lewis-Formel der Lysergsäure

Aus dem Alkoloiden Lysergsäure wird das Lysergsäurediethylamid, besser bekannt als LSD, hergestellt. Es ist eins der stärksten bekannten Halluzinogene. Die Einnahme und der Umgang ist in Deutschland strafbar, LSD gehört zu den illegalen Drogen.

Wie LSD wirkt, ist schwer vorherzusagen. Es hängt von vielen Faktoren ab, der Menge, der Gefühlslage, der Umgebung und einfach vom Typ Mensch ab, wie die Droge wirkt. Neben den oft auch in Kunst und Musik verarbeiteten Wahnvorstellungen und visuellen Halluzinationen, die von Verzerrungen und einem bunten Farbwirrwarr geprägt sein können, treten auch andere Symptome auf. Die körperliche Wirkung wird an Muskelzittern, einem trockenen Mund, Appetit- und Schlaflosigkeit, Tachykardie (Beschleunigung der Pulsfrequenz), Artierielle Hypertonie (Blutdruckerhöhung), starkes Schwitzen, Sehprobleme und Ähnlichem deutlich.
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Die Droge wirkt im Schnitt in etwa 12 Stunden. Diese Zeit, in der die Halluzinationen auftreten, wird auch als Trip bezeichnet. Dabei verändert sich die Wahrnehmung, sowohl visuell als auch die Wahrnehmung von Geräuschen und Musik und von Geschmäckern. Dieser Trip wird nicht immer als angenehm empfunden und kann auch zu einem Alptraumtrip werden.

LSD ist so gut wie überall illegal. Das lässt sich durch seine starke und extrem unberechenbare Wirkung erklären, in den USA wurde als Fallbeispiel lange auf den Drogentod eines Mannes hingewiesen, der von CIA-Mitarbeiter unwissentlich LSD verabreicht bekommen hatte und im Laufe seines Trips sich selbst aus dem Fenster stürzte. In der Tschechischen Republik gibt es allerdings eine Freimenge: LSD wird meistens auf Papierstücke aufgebracht; 5 dieser sogenannten Tickets kann man dort schlucken ohne mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen.

Gegner argumentieren, dass LSD ein viel kleineres Verhältnis von Wirkdosis zur tödlichen Dosis hat. Um sich mit der Droge zu töten, müsste man in etwa die tausendfache Menge einer wirksamen Dosis zu sich nehmen, bei Alkohol genügt allerdings schon die achtfache der wirksamen Menge. Direkte Todesfälle sind außerdem nicht bekannt, der Tod durch eine Alkoholvergiftung ist leider schon vorgekommen und Alkohol ist in unseren Breiten als legale Droge anerkannt.

LSD macht nicht abhängig. Allerdings benötigt man nach wiederholter Einnahme immer größere Mengen, da der Körper das Lysergsäurediethylamid akkumuliert und die Konsumenten so eine Toleranz gegenüber der Substanz entwickeln.

In großen Mengen ist Lysergsäuredieethylamid giftig. So wie auch das Mutterkorn giftig ist. Die Droge ist ganz verboten, für das Mutterkorn gibt es Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. Generell lassen sich die Übergangsformen des Pilzes aber gut bei der Ernte durch Sieben entfernen, da sie sich durch Größe und Gewicht von den Getreidekörnern unterscheiden. Zusätzlich ist der Wechselfeldbau, bei dem ein Stück Land in einem bestimmten Jahresrythmus mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen bepflanzt wird, zu empfehlen, da die Mutterkörner nach der Ernte auf dem Boden verweilen können und im neuen Jahr die Sporen wieder verteilen können. Da besonders Roggen befallen wird, bietet es sich an, dem Süßgras Anbaupausen zu gönnen. So ist es gelungen, dass Massenvergiftungen mit Mutterkorn der Vergangenheit angehören - LSD hingegen ist Teil unsere Gegenwart und es lohnt sich, sich damit auseinander zusetzen und die Wirkungsweise und Risiken zu kennen.


Donnerstag, 22. Januar 2015

Elektronen als Währung der Welt

Redoxreaktionen sind Elektronenübertragungsreaktionen. Sie finden dauernd statt und überall, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Wenn das Fahrradschloss verrostet ist oder die Uhr nach dem Batteriewechsel wieder funktioniert.
Gehandelt wurde früher mit Sauerstoff, heutzutage tritt die Erweiterung des Redoxbegriffes auf und wir sprechen vom Austausch von Elektronen. Dabei sind bei einer Redoxreaktion zwei Teilprozesse - die Oxidation und die Reduktion - miteinander verknüpft.
Veraltet spricht man bei einer Oxidation von einer Sauerstoffaufnahme, heute ist es die Elektronenabgabe. Die Reduktion bezeichnet den umgekehrten Prozess: Die Sauerstoffabgabe bzw. Elektronenaufnahme.
Schauen wir uns die beteiligten Elemente an, sind nur die Elektronen auf der äußersten Schale (=Außenelektronen) wichtig. Sie sind am weitesten vom Kern entfernt und lassen sich deshalb auch mit einem geringeren Energieaufwand abgeben bzw. aufnehmen.  Dabei beeinflusst eine Regel das Verhalten der Atome hauptsächlich, nämlich die, die aussagt, dass alle Atome erst dann glücklich sind, wenn ihre äußere Schale voll besetzt ist. Dann sind sie stabil und glücklich. Da abgesehen vom ersten Energieniveau alle mit acht Elektronen befüllt werden können, heißt diese Oktettregel.
Von Natur aus sind die glücklichsten Elemente also die Edelgase aus der 8. Hauptgruppe, ihre äußere Schale ist schon so voll besetzt.
Die etwas unglücklichen Atome, also alle Elemente, die nicht in der achten Hauptgruppe des Periodensystems stehen, können sich ihren Weg zum Glück erkaufen. Elektronen sind die Währung bzw. Elektronen werden getauscht um den gewünschte Zustand zu erreichen. Dabei gilt es aber den richtigen Partner zu finden.
Vollen Erfolg brachte die Vermittlung Fluor und Natrium.
Theoretisch kann das Natrium auf zwei unterschiedliche Weisen eine voll besetzte äußere Schale erreichen: Mit seinem einen Außenelektron könnte Natrium dies entweder abgeben oder 7 weiter Elektronen aufnehmen. Die Atome machen es sich energetisch so einfach wie möglich und die Abgabe eines einzigen Elektrons bedeutet logischerweise weniger Aufwand als die Aufnahme von sieben Elektronen.
Dem Fluor geht es genau umgekehrt. Für das Element der 7. Hauptgruppe ist es mit weniger Aufwand verbunden, sich ein Elektron von einem anderen Atom zu klauen, als seine Gesamtheit von 7 Außenelektronen abzugeben. Daher sind Natrium und Fluor ein perfektes Paar, sie ergänzen sich und erreichen durch den Elektronaustausch beide ihren gewünschten (stabilen) Zustand, auch wenn das Natrium dafür dem Fluor ein Elektron überlassen muss.


Am Ende sind beide glücklich und das Paar heißt Natriumflourid NaF.
Bei diesen Paarungen können auch mehr als nur zwei Atome beteiligt sein. Würde Natrium zum Beispiel eine Verbindung mit Sauerstoff anstatt mit Fluor eingehen wollen, würde man zwei Natriumatome benötigen: Sauerstoff hat sechs Außenelektronen und bracht zwei, ein Natriumatom kann aber nur ein Elektron abgeben. Würde es mehr abgeben, würde es einen unstabilen Zustand erreichen, das möchte es aber nicht. Daher holen sie sich dann noch ein zweites Natriumatom und kommen so zu einer ausgeglichenen Beziehung, die man dann als Natriumoxid Na2O bezeichnet.
Natürlich gibt es auch kompliziertere Moleküle, bei denen viel mehr Drama und Kampf um die Edelgaskonfiguration, wie der Zustand der komplette Schalenbelegung in Anlehnung an die letzte Hauptgruppe auch genannt wird, im Spiel ist. Und das macht die Chemie so spannend, zu verstehen, wie Moleküle sich verbinden und warum gerade solche Konstellationen entstehen. Aber eine der klassischen Regel der Chemie ist die Oktettregel - der Weg zum Glücklichsein, für kleine und einfache und für große und komplexe Moleküle.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Grenzprüfungen

Der letzte Teil meines chemischen Analytikpraktikums rückt näher. Dabei ist der erste Teil des dritten Teil nichts Neues, sondern eigentlich nur die Wiederholung der erste Station: Die Identitätsprüfung von Salzen. Von den höheren Semestern liebevoll "Ionenlotto" genannt, müssen die Salze analysiert werden und das Anion und Kation angegeben werden.
Der zweite Teil ist neu: Die Grenzprüfungen, oder auch Reinheitsprüfungen. Der Hintergrund ist einfach: Werden Arzneimittel ausgeliefeität werden, müssen sie erst einmal auf ihre Identität geprüft werden, d.h. ist in dem Braunglas mit Kaliumiodid wirklich Kaliumiodid? Vielleicht ist es ja auch Kaliumbromid. Immerhin sind beide Salze weiß und lassen sich vom äußeren Erscheinungsbild kaum unterscheiden. Dass die Abgabe falscher Stoffe katastrophale Folgen haben kann, versteht sich von selbst. Selbst wenn es sich nur um Natriumchlorid, allgemein auch als Kochsalz bekannt, handelt. Denn in hoher Konzentration ist selbst dies tödlich.
Danach muss die Reinheit geprüft werden. Für jeden Stoff gibt es Grenzwerte im Bezug auf Verunreinigungen. In den Monographien des Europäischen Arzneibuches sind diese für jeden Stoff angegeben und dort findet man auch die "Kochrezepte" für die Grenzprüfungen. Also eine Anleitung, der entnommen werden kann, wie eine Grenzprüfung durchgeführt werden muss.
Minimale Mengen an Verunreinigungen sind also erlaubt, wenn auch nicht erwünscht. Aus gesundheitlichen Gründen dürfen die Grenzwerte aber nicht überschritten werden.
Es freut mich, dass wir jetzt schon praxisrelevante Aufgaben haben und vom ersten Semester an notwendige praktische Fähigkeiten im Labor erlernen. Das habe ich gemerkt, als ich es meiner Mutter die Grenzprüfungen erklärt hat und sie mir von einem Medikament erzählt hat, das vom Markt genommen wurde, weil die Grenzwerte nicht eingehalten werden konnten.

Den Praxisbezug gibt es also im Praktikum (auch wenn mit ein Kommilitone, der bereits einen PTA Ausbildung hinter sich hat, berichtet hat, dass man das später im Alltag nicht mehr macht, da die Apotheken schon geprüfte Arzneimittel ordern), allerdings kommt man unserem noch sehr geringen Wissensstand entgegen und beschränkt die Verunreinigungen.
Insgesamt kann es fünf Verunreinigungen geben: Eisen-, Sultat-, Chlorid-, Calcium- und Schwermetallionen können unsere Salzlösungen verunreinigen und dabei kommt es dann noch mal auf das genaue Salz an, welche Grenzprüfungen durchgeführt werden müssen, denn logischer Weise muss eine Natriumchloridlösung nicht auf eine Verunreinigung von Chloridionen getestet werden (Spoiler: Ja, in solch einer Lösung sind Chloridionen enthaltet, wer hätte das gedacht?).
Ein einziges Salz in unserem Praktikum muss gar nicht auf Verunreinigungen getestet werden, nämlich Silbernitrat. Natürlich hatte ich kein Silbernitrat, aber meine Mitbewohnerin und Mitkommilitonin hatte es gleich zweimal und muss daher nur bei den restlichen vier Salzen Grenzprüfungen durchführen. Ich habe das Pech oder auch Glück, je nach dem wie man das sieht, für sechs Salze Grenzprüfungen durchzuführen, für Natriumacetat sogar alle fünf. (Für Natriummolybdat nur zwei!).

Dabei ist das Prinzip bei den Grenzprüfungen eigentlich immer gleich: Man hat eine Referenzlösung, mit der man eine niederschlaggebende Reaktion durchführt. Zum Beispiel fällt man Chloridionen mit Silbernitrat, d.h. die Referenzlösung wird trüb. Die Referenzlösung enthält dann den Grenzwert an Chloridionen, die Probe die Lösung, von der man nicht weiß, ob sie verunreinigt ist oder nicht. Auch der Probe gibt man Silbernitrat bei (und noch einige andere Zutaten, die z.B. den pH-Wert einstellen) und vergleicht dann den Grad der Trübung, oder z.B. bei der Grenzprüfung auf Eisenverunreinigung vergleicht man die Intensivität der Rotfärbung.

Positive Grenzprüfung auf Verunreinigung mit Chlorid mit einer Natriumacetat-Lösung, Probe links, Referenz rechts

Die Assistenten machen es uns im Praktikum zum Glück relativ leicht und verunreinigen unsere Lösungen wenn dann sehr stark. Bei den meisten Grenzprüfungen steht geschrieben, dass man 5 oder manchmal auch 15 Minuten warten soll, bevor man den Trübungsgrad vergleicht, allerdings ist das meistens gar nicht nötig, da die Trübung sofort und sehr stark eintritt, wenn es verunreinigt ist.
Wäre auch ein bisschen blöd wenn nicht, da meine Referenzlösungen manchmal einfach selbst nicht wirklich eine Trübung aufweisen, bzw. eine so schwache Trübung, dass es schlecht zu erkennen ist, gar nicht erst davon reden, diese mit einer anderen zu vergleichen. Klar ist einfach klar, da kann ich schlecht sagen, was trüber ist. Aber da in der Referenzlösung auf jeden Fall die Verunreinigung enthalten ist, macht es dann schon ein wenig stutzig.

Dienstag, 20. Januar 2015

Die französische Giftmörderin

Es war einmal eine französische Dame mit Namen Marie Cappelle. Sie lebte im 19. Jahrhundert und führte augenscheinlich ein recht gutes Leben für die Zeit. Sie gehörte zur Mittelschicht und wuchs bei Pflegeeltern auf. Schon sehr früh wuchs in ihr das Wunsch, ein besseres Leben in der obersten Schicht zu führen, mit viel Geld und Ansehen. Nachdem sie eine Freundin bestohlen und einen vorgeblich reichen Mann geheiratet hatte, begann sie diesen nach und nach zu vergiften. Die genauen Gründe kann ich noch nicht so ganz nachvollziehen, vermutlich war es pure Gier und Enttäuschung über das letzten Ende doch nicht vorhandene Vermögen ihres Ehemannes. Außerdem überredete sie ihn sein Testament zu ihren Gunsten zu ändern und begann alsbald ihm vergiftete Speisen zu verabreichen.

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Marie Cappelle, die nach ihrer Hochzeit Marie Lafarge hieß, verwendete Arsen, um ihren Ehemann zu vergiften. Arsen ist ein chemisches Element und hochgradig giftig. Es steht in der fünften Hauptgruppe, also in der Stickstoffgruppe und ihm ist die Ordnungszahl 33 zugeordnet.
Es war ein beliebtes Gift und wurde auch von Marie Lafarge deshalb verwendet, da die Vergiftung nur schwer von der damals weit verbreiteten Cholera zu unterscheiden war. Sowohl bei einer Choleraerkrankung als als auch bei einer Arsenvergiftung treten Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Schwäche und Bewusstseinseintrübungen auf.

Das perfide am Mord der Marie Lafarge war ihre Dreistigkeit. Sie schickte ihrem Mann einen vergifteten Kuchen, als er an seinen Landsitz zurückkehrte und schon chronisch vergiftet von einem Arzt einen Trank aus Milch und Ei verschrieben bekam, vergiftete sie auch diesen. Dabei fiel den Bediensteten und auch den Ärzten auf, dass sie stets ein Malachitdöschen mit einem weißen Pulver bei sich trug und es den Speisen und Getränken ihren Gemahls zugab. Dabei verwendete sie immer neue Ausreden, so handele es sich zum Beispiel um Orangenblütenpulver. Als ein Arzt es genauer untersuchte, kam dieser zu dem Schluss, es müsste sich um von der Decke abbrösselnden Kalk handeln. Es schöpfte nicht einmal jemand Verdacht, als jemand berichtete, dass Marie den Gärtner angewiesen hatte, in der Apotheke Arsen zu erstehen. Sie behauptete ganz einfach, dass sie die Rattenplage auf dem Hofe damit bekämpfen wollen.

Insgesamt klingt die ganze Geschichte aus heutiger Sicht komisch und ich wundere mich, warum die Leute früher so naiv waren. Doch dass ich heute so denke und dass heute eine Arsenvergiftung erkannt und das Morden mit Arsen daher sehr schnell bestraft werden kann, verdanken wir einem englischen Chemiker namens James Marsh.
Er entwickelte 1836 eine Methode, um Arsen in organischem Material, also zum Beispiel in menschlichen Innereien, nachzuweisen.
Gut für uns um 21. Jahrhundert, schlecht für die Giftmischerin Lafarge 1840. Ihr Ehemann, den sie erfolgreich chronisch vergiftete hatte und der nach einigen Tage verstarb, wurde untersucht und positiv auf Arsen getestet. So kam es zum ersten Gerichtsverfahren mit einem Urteil auf der Grundlage eines toxikologisch-chemischen Beweises.
Marie Lafarge wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, was kurz darauf in eine lebenslange Freiheitsstrafe geändert wurde. Sie verbrachte 10 Jahre im Gefängnis, bevor sie 1852 im Alter von nur 36 Jahren vermutlich an Tuberkulose starb.

Damit erging es ihr mit diesem Urteil noch relativ gut. 200 Jahre zuvor wäre sie vermutlich gefoltert und anschließend hingerichtet worden, die ihre Kollegin Marie-Madeleine de Brinvilliers, die ebenfalls eine französische Giftmöderin war und mit Arsenik tötete.

Die Marsche Probe wird heute in der chemischen Analytik immer noch zum Nachweis von Arsen benutzt. Dabei wird ein Regenzglas, in dem sich die Analysenprobe und Zink-Perlen befinden, mit Salzsäure befüllt und verschlossen.
In diesem Schritt erzeugt man den Wasserstoff nascendi, der das Arsenik in der Analysenprobe zu Arsenwasserstoff reduziert.
Das Reagenzglas wird mit einem Glasrohr verbunden, das zu einem Kapillaren ausgezogen ist, an der verjüngten Stelle wird mit einem Brenner erwärmt. Dabei zerfällt die metastabile Arsenwasserstoffverbindung durch die Hitze zu elementarem Arsen (und Wasserstoff).
Elementares Arsen hat eine charakteristisch Farbe, das es tiefschwarz ist und kann dadurch nachgewiesen werden.

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Vor der Entwicklung der Marshen Probe waren Giftmorde mit Arsen populär und es gibt einige bekannte Beispiele in der Geschichte. Auch in Deutschland wütete einst eine Giftmischerin, die insgesamt 15 Menschen mit Arsen vergiftete. Gesche Gottfried kam aus Bremen und auch sie wurde hingerichtet.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird Arsen als Gift eher nicht mehr verwendet, allerdings ist eine Vergiftung durch Arsen heutzutage nicht unwahrscheinlich, da in einigen Regionen der Welt das Grundwasser mit anteilig mit Arsen verunreinigt ist.
Große Sorgen muss man sich in unseren Breiten aber nicht machen. Verunreinigtes Wasser kommt unter anderen in Indien und Bangladesh vor, aber auch im Westen der USA. Heutzutage gibt es aber wirksame Gegengifte (Antidote), die bei einer akuten Arsenvergiftung zur Heilung führen. Das Prinzip dahinter ist die Bindung von mit schwefelhaltigen Komplexen, sodass das Gift markiert wird.

Montag, 19. Januar 2015

Osteoporose und die Knochen

Das erste Semester der Pharmazeutischen Biologie im Bereich Humanbiologie beschäftigt sich mit Geweben. Bei diesem Titel hatte ich zunächst nicht damit gerechnet, dass es

1. ein ganzes Semester ausfüllen könnte und
2. so interessant und vielfältig sein könnte.

Gewebe findet man überall im Körper. Es gibt ganz viele unterschiedliche Arten von Geweben, ich dachte da spontan erst mal an das Epithelgewebe, bzw. an die Haut. Aber zu Geweben gehören auch die anderen Epithelgewebe, mit denen die Gewebe bezeichnet werden, die Oberflächen bedecken. So z.B. auch die Zellschichten, mit denen die Blutgefäße innen ausgekleidet sind, sowie der Darm, die Vagina und die Luftröhre. Dabei findet man je nach dem welche Funktion das entsprechende Organ im menschlichen Körper übernimmt andere Arten von Zellen und somit andere Untergruppen des Epithelgewebes.
Es gibt aber insgesamt vier Obergruppen der Gewebe. Dazu gehören noch Muskel- und Nervengewebe.

Und das Binde- und Stützgewebe, denn darum geht es heute. Spontan denke ich bei dieser Bezeichnung an Knorpel und Fettgewebe, aber zählen auch die Knochen dazu. Auch unser Skelett besteht aus mehrschichtigen Zellen und gehört zu den Geweben. Die Zellen werden immer und immer wieder erneuert, auch wenn man die eigentliche Wachstumsphase im pubertären Alter abgeschlossen hat. Dabei werden 10 % der Knochen in einem Jahr erneuert, was bedeutet, dass sich innerhalb von 10 Jahren das komplette Skelett erneuert. Das finde ich schon ziemlich faszinierend, denn wenn man das weiß, kann auch unter diesem Aspekt therapieren. Es handelt sich dann um Langzeittherapie, aber die Knochenerneuerung passt sich an das Bewegungsprofil an, daher ist Bewegung auch im hohen Alter noch wichtig. Wer sagt, dass im Alter Bewegung eher schädlich ist, irrt sich, denn es ist genau andersrum!

Die Knochen bestehen aus Osteozyten, den Knochenzellen, die in die Knochematrix eingebetet sind. Zellen besitzen oft nur einen Zellkern, die Osteoklasten sind mit die einzigen Zellen, die oft mehrere Zellkerne besitzen. Sie sind für den Zellabbau zuständig, die Osteoblasten für den Zellaufbau.
Bei dem Krankheitsbild der Osteoporose überwiegt die Aktivität der Osteoklasten und man erkennt schon am Röntgenbild eines Knochens, ob dieser krankhaft oder nicht. Die Knochensubstanz ist dann nicht mehr so kompakt, weil mehr Knochenzellen abgebaut als wieder aufgebaut werden.

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Die Diagnose ist daher sehr einfach. Zur Prävention, also zur Vorbeugung wird Bewegung empfohlen und eine ausgewogene Ernährung, die auf einer ausreichenden Deckung des Calcium-Bedarfs beruht. Zur Behandlung werden Knochenabbauhemmende (Resorptionshemmende) Medikamente verabreicht, es gibt aber auch veralterte Methoden, die auf der Verdichtung der Knochenstruktur basieren, aber nicht mehr verwendet werden, da der Knochen dadurch spröde wird. Daher wird die Prävention bei diesem Krankheitsbild immer noch groß geschrieben.

Aber die Knochen sind nicht nur krankheitsanfällig, sondern vor allem Wunder unseres menschlichen Körpers und machen außerdem die Stabilität unseres Körper aus. Sie ermöglichen das, was uns zu Menschen macht. Den aufrechten Gang, die Bewegung allgemein und dass unsere Organe, Muskeln und Knorpel am rechten Ort sitzen. Ohne Knochen wäre unser Leben unmöglich. Unser Körper würde in sich zusammenfallen und wir wären nur formlose Haufen, die Knochen arbeiten immer wieder gegen die Gravitationskraft an und halten uns in Form.

Dabei haben wir sehr kleine und sehr große Knochen. Es handelt sich im Angepasstheit an ihre Funktionen.

Der kleinste Knochen, der zum menschlichen Skelett gehört, ist der Steigbügel, einer der Gehörknöchelchen des Mittelohres. Er ist nur rund 3 mm groß und wiegt in etwa 3 mg.
Der größte Knochen ist der Oberschenkelknochen, auf Fachchinesisch auch Femur genannt, und etwa 50 cm lang. Insgesamt hat der Mensch etwa 206 Knochen und jeder einzelne übernimmt wichtige Aufgaben im Organismus Mensch und machen dabei nur rund 12 % des Körpergewichtes eines Menschen aus.

Mit meinen 54 kg an Kampfgewicht, habe ich also eine Masse an Knochen von  6, 48 kg an Knochen zur Verfügung, die mich stabilisieren, meine lebenswichtigen Organe, wie das Herz im Brustkorb schützen und mir das Wunder Leben ermöglichen. Danke!